• Der Anlass

    Wachsen durch Bildung

    Bildungsreden an die Bürgerinnen

    und Bürger der Stadt

    In einer Kooperation läuten das Melanchthon-Gymnasium zusammen mit St. Egidien eine Melanchthon-Dekade ein, die unter Schirmherrschaft des Ratspräsidenten der EKD, unseres Landesbischofs Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, zum 500jährigen Gründungsjubiläum des Gymnasiums 2026 führen wird.

     

    Das Team der "Nürnberger Bildungsreden"

    besteht v.l.n.r. aus Pfarrer Martin Brons (St. Egidien), Konrad Birkmann (Elternbeirat am Melanchthon-Gymnasium) und Otto Beyerelein (derzeitiger Direktor des Melanchthon-Gymnasiums).

    Am 23. Mai 1526 wurde in Nürnberg die „Obere Schule“, das „Gymnasium bei St. Aegidien“, mit einer „Lobrede auf die neue Schule“ durch Philipp Melanchthon eingeweiht. Nachdem sich der letzte Abt des Benediktinerklosters St. Egidien, Friedrich Pistorius, zusammen mit dem Prior und Konvent des Klosters dem „neuen Weg“ der Reformation angeschlossen und die Klostergebäude und das Vermögen des Klosters am 12. Juli 1525 der Stadt übergeben hatte, war es möglich, das soziale, das kirchliche und das Bildungswesen der Stadt neu zu gestalten.

     

    Bis heute besteht diese enge Verbindung. Das Melanchthon-Gymnasium, neben St. Egidien gegründet, dem ab 1808 auch der große Philosoph des 19. Jahrhunderts Georg Wilhelm Friedrich Hegel acht Jahre als Rektor vorstand, ist damit das älteste in Deutschland.

     

    Es sollte, basierend auf Philipp Melanchthons anspruchsvoller humanistischer Bildungskonzeption, die alten Lateinschulen Nürnbergs ablösen. In seiner Rede formulierte Melanchthon den zeitlos gültigen Satz an die Nürnberger Räte:

     

    “Wenn auf eure Veranlassung hin eure Jugend gut ausgebildet ist, wird sie eurer Vaterstadt als Schutz dienen; denn für die Städte sind keine Bollwerke oder Mauern zuverlässigere Schutzwälle als Bürger, die sich durch Bildung, Klugheit und andere gute Eigenschaften auszeichnen..”

     

    Philipp Melanchthon 1526

     

  • Das Projekt

    Bildungstradition

    ist das eine, ...

    In zehn Jahren, 2026, wird das „Melanchthon-Gymnasium“ in Nürnberg 500 Jahre alt. Wir, das Rektorat des Melanchthon-Gymnasiums und die Kirchengemeinde von St. Egidien, der das Gymnasium Jahrhunderte lang angegliedert bzw. benachbart war, fühlen uns dieser Tradition deutscher Bildung verpflichtet. Unter Schirmherrschaft von Landesbischof Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm werden deshalb bis zum Jubiläumsjahr 2026 einmal jährlich, um die Zeit des Gründungsdatums der Schule herum, bedeutende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Gastvorträge halten, in denen es nicht um den Blick zurück in die Historie, sondern mit verschiedenen Schwerpunkten um einen Blick in Gegenwart und Zukunft der Bildung in Deutschland gehen soll.

    ... Fortschreibung von Bildung etwas anderes.

    Kultur basiert auf Bildung, Bildung wiederum nicht zuletzt auf Wissen. Ist der Vorwurf, Bildung heute erschöpfe sich in Wirklichkeit überwiegend in Wissensaneignung, gerechtfertigt? Stimmt der Vorwurf des Schriftstellers Gert Heidenreich, dass Bildung in einer Wissensgesellschaft nichts anderes sei als „Konditionierung auf die Praxisbedürfnisse des Staates und seiner Wirtschaft“? Wie gehen wir künftig mit der Unmenge des Wissens um uns herum um? Lässt dieses Meer an Wissen überhaupt noch einen Bildungsbegriff zu? Hat Bildung tatsächlich Emanzipation und Freiheit zur Folge? Und vor allem: Was sagen wir jungen Menschen, wenn sie von „Lernbulimie“ sprechen und einen Bildungsbegriff radikal in Frage stellen? – Solche Fragen seien als Beispiele genannt für die Aktualität des Jubiläums und der auf es zuführenden Dekade mit ihren Veranstaltungen.

  • Die achte Rede

    Die achte Nürnberger Bildungsrede im Jahr 2024 hält

    Dr. Mirjam Zadoff

     

    am

    15. Mai 2024 - 19:00 Uhr

    zum Thema:

     

    Demokratischer Dissens in einer Gesellschaft der Vielen



    Philipp Melanchthon in seiner Rede zur Eröffnung der Schule:

     

    "Denn wenn ihr damit fortfahrt, bei den Leuten das Interesse für das Lernen zu erwecken, dann werdet ihr euch hervorragende Verdienste zunächst um eure Vaterstadt, aber auch um Auswärtige erwerben. Wenn auf eure Veranlassung hin eure Jugend gut ausgebildet ist, wird sie eurer Vaterstadt als Schutz dienen; denn für die Städte sind keine Bollwerke oder Mauern zuverlässigere Schutzwälle als Bürger, die sich durch Bildung, Klugheit und andere gute Eigenschaften auszeichnen.“

     

    In der Vorbereitung auf die 8. Bildungsrede formuliert Dr. Mirjam Zadoff nicht minder einprägsam:

     

    "Es gibt Gründe dafür, dass wir uns leichter tun mit der Vorstellung von Dystopien als mit dem Glauben an Utopien, und einer der Gründe dafür liegt in der Amnesie und dem Vergessen. Ohne Erinnerung, ohne das Wissen über die Veränderung der Welt, auch zum Guten - ja, ganz besonders zum Guten! -, fällt es uns schwer, eine bessere Welt zu ent- werfen, gerade jetzt in einer Zeit der multiplen Krisen und schwindenden Persepktiven."

    Was die Erinnerung mit unserer Zukunft zu tun hat

     

    Das 500jährige Schuljubiläum rückt immer näher und damit auch die Frage, ob diese lange Tradition der Schule außer dem Charme der großen Zahl noch mehr zu bieten hat. Aus diesem Grund steht das Thema Erinnerung im Mittelpunkt der diesjährigen Rede. Gehen wir ganz zum Anfang unserer (Schul-) Geschichte zurück, können wir überrascht feststellen, wieviel uns Philipp Melanchthon und seine Zeit auch und gerade heute noch zu sagen vermögen. Der Humanist Johannes Reuchlin „gab“ ihm nicht nur den gräzisierten Namen Melanchthon und half bei der Erlangung der Professur in Wittenberg, sondern er vermittelte ihm auch die Gedanken des religiösen Dialogs. Mit der Absage an Hass und Fanatis- mus, klar formuliert in seiner Programmschrift »Augen-spiegel« (1511), hatte der promovierte Jurist und Staats- mann Reuchlin eine europaweite Debatte ausgelöst und einen Resonanzsraum geschaffen  für die Schlüsselbegriffe Toleranz, Respekt, Dialog und Menschenwürde. Diese Werte bildeten, modern formuliert, eine der Hintergrund- folien, auf denen Melanchthon seine Überlegungen zu einer Bildungsreform entwickelte.

     

    Mit Mirjam Zadoff, Autorin, Leiterin des Münchner NS-Dokumentationszentrums und Professorin an der LMU, konnte für die achte Bildungsrede genau die richtige Rednerin gewonnen werden. Sie freut sich darauf, mit unserer Schulfamilie und der Stadtgesellschaft darüber zu sprechen, welche Verantwortung aus der Geschichte für die Zukunft erwächst. Denn wir haben uns sehr daran gewöhnt, in einer liberalen, rechts- staatlichen Demokratie zu leben, für die soziale Gerechtigkeit und der Schutz von Minderheiten, wenn auch nicht immer die Realität, so doch das erklärte Ziel ist.

     

    Doch nur mehr zehn Prozent der Weltbevölkerung leben in funktionierenden Demokratien, und auch hier bei uns ist dieses Konzept fragil geworden. Wie können wir, besonders mit Blick auf die deutsche Erfahrung im 20. Jahrhundert, widerständig und solidarisch gegen die wachsende Polarisierung der Gesellschaft Position beziehen? Wie können wir die weitere Normalisierung rechtsradikaler Haltungen verhindern und uns nicht von Hass und Hetze davon abhalten lassen, gemeinsam Wege für ein zukünftiges Zusam-menleben zu entwickeln?

     

  • Was Sie sonst noch wissen sollten

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